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Bedeutung und Umsetzung des Konzepts in der praktischen Arbeit

Das pädagogische Konzept zur Einbindung von miTAS in eine Organisation oder auch für die Nutzung in kleineren Gruppen bietet vielfältige Möglichkeiten der Unterstützung beim Erwerb der oben genannten Kompetenzen. Verschiedene Zielgruppen sind denkbar und je nach Organisation in den dortigen pädagogischen Prozess eingebunden.

Im Folgenden wird auf die Bedeutung und Umsetzung des Konzepts für die praktische Arbeit in der Aus- und Weiterbildung von Menschen mit Behinderungen eingegangen. Der Lernprozess von miTAS kann visuell anhand folgenden Schaubildes dargestellt werden:

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Zur Einführung der App bedarf es einer Vorbereitung, die mehrere Schritte von der Erstinformation bis hin zur Entscheidung zur Nutzung der App beinhaltet. Die Vorbereitung ist demnach primär eine organisatorische Maßnahme, bei der das Fachpersonal einer Organisation den Einsatz der miTAS-App eruiert. Am Ende steht die Entscheidung, ob die Organisation die miTAS-App einsetzen möchte oder nicht.

Diese Phasen gehört nicht zum pädagogischen Phasenmodell an sich, sondern sind diesem vorgelagert. Dies ist in dem Schaubild durch einen grünen Farbverlauf kenntlich gemacht. Entscheidet sich eine Organisation für den Einsatz der miTAS-App, definiert sie in aller Regel zwei Zielgruppen für deren Anwendung: die Lernbegleiter und die Anwender.

Die Anwendenden von miTAS
Dies sind Menschen mit Lernschwierigkeiten, die in einer Organisation beschäftigt sind oder an einem Inklusions- oder Integrationsprojekt teilnehmen. Der Begriff der Organisation schließt hier auch ausdrücklich eine kleine Lerngruppe mit ein, die eine Unterweisung oder Einarbeitung durchläuft. Sie sind Hauptadressaten des miTAS-Projektes.

Die Lernbegleitenden von miTAS
Die Lernbegleiter gehören zum Fachpersonal der Organisation und unterstützen die Anwender beim Erwerb der jeweiligen Kompetenzen. In aller Regel werden dies Pädagogen, Lehrkräfte oder Ausbilder sein. Sie agieren im Rahmen dieses pädagogisch-didaktischen Konzepts durch einen Methodenmix aus Unterrichtung, fachpraktischer Unterweisung und dem Angebot von Einzel- und Gruppenarbeiten. Dabei steht die schrittweise Verselbständigung der Anwender im Fokus von deren Arbeit.

Zur Unterstützung können beide Adressatengruppen Zugang zur miTAS begleitenden Medienbox erhalten. Die Medienbox enthält für die Vorbereitungsphase unterschiedliche Materialien, welche die organisationsinterne Vorbereitung unterstützen können. Dazu zählt zum Beispiel eine barrierefreie Powerpoint-Präsentation mit einem Masterfolienlayout, welches die Einrichtung oder Organisation anpassen und für die Vorstellung des Projektes bei den Kolleginnen und Kollegen nutzen kann. Auch bereits in dem Projekt erstellte Flyer mit den wichtigsten Kurzinformationen über die miTAS-App sowie ein Imagevideo zum Wecken des Interesses können in dieser Phase genutzt werden.

In der ersten Phase geht es darum, den Personengruppen die grundsätzlichen Anwendungsmöglichkeiten der miTAS-App zu vermitteln. Dazu werden anhand von Beispielen verschiedene berufsbezogene Arbeitsvorgänge und deren Möglichkeiten der Erstellung mit der App vorgestellt. Ziel ist in dieser ersten Phase, die Zielgruppen auf die Unterstützungsmöglichkeiten der App beim Erwerb der Schlüsselkompetenzen hinzuweisen. Lernbegleitende sollen zudem einen ersten Einblick in die Arbeitsweisen des Erstellens und Beschreibens sowie der Speicherung und Aufrufens von Arbeitsvorgängen erhalten. Auch für die Vermittlungsphase stehen unterschiedliche Materialien in der Medienbox zur Verfügung, welche den Kompetenzerwerb der Adressaten unterstützen können.

In der nächsten Phase legen die Lernbegleitende ihre Unterweisungsstruktur fest und binden ihre zu unterweisenden Anwendenden in die Benutzung der miTAS-App ein. Gemeinsam werden so Grundlagen für eine kooperative Lernumgebung geschaffen und das Verständnis für die Funktionalitäten der App werden vertieft. Beide Gruppen verbessern auch durch gegenseitigen Austausch und das gemeinsame “Machen” ihre Kompetenzen in der Benutzung der App — und auch darüber hinaus. Auch in dieser Phase unterstützt die Medienbox. Dort finden sich tiefergehende Anwendungsvideos, zum Beispiel zu Funktionen, welche über die einfache Einarbeitung hinaus gehen.

Der Erwerb von Kompetenzen anhand der miTAS-App geht davon aus, dass durch Unterweisung und häufige Nutzung der App ein Prozess der Verselbständigung des Einzelnen in Gang gesetzt wird. Der Anwendende soll immer mehr in die Lage versetzt werden, sich Inhalte selbst zu erschließen und — ganz im Sinne dieser Phase — zunehmend eigenständig anzueignen. In dieser Phase findet also eine allmähliche “Emanzipation” von den Unterweisungsstrategien der beiden vorherigen Phasen statt. An ihre Stelle tritt eine Art selbstgesteuerten Lernens, die es dem Einzelnen ermöglicht, eigene lebens- oder berufspraktische Inhalte in der App als Vorgänge anzulegen. Vereinfacht wird dieser Schritt durch das Prinzip des UDL. Durch die freie Zugänglichkeit verschiedener Medien und Methoden aus der Medienbox lernen die Anwendenden, sich die für sie geeigneten Inhalte zu erschließen und in einer Art persönlichem Werkzeugkoffer zu bündeln, um ihr Lernen zu optimieren. Die Phase der Aneignung wird nach wie vor durch die Lernbegleiter unterstützt, sie treten aber mehr und mehr als Moderator oder Coach auf und rücken von ihrer Rolle als “Erklärender” ab.

In der Reflexionsphase wird das bisher erworbene Wissen und die erworbenen Kompetenzen von den Beteiligten dieses Aneignungsprozesses beurteilt und reflektiert. Wie bereits zu Beginn beschrieben, erfolgt der Erwerb von Kompetenzen durch eine strategische und konkrete Zielplanung in Kombination mit herausfordernden Lernsituationen und positiven Bewältigungsstrategien. In dieser Phase sollen die Lernenden und Lehrenden gemeinsam überlegen, wie der Einsatz der miTAS-App gelungen ist und ob es dem Anwender befähigt hat, selbstständiger zu arbeiten und seine Selbstwirksamkeit zu erhöhen. Als Grundlage für die Reflexion können die Protokolle und Dokumente aus den Reflexionen zwischen den unterschiedlichen Phasen genutzt und zu einem abschließenden Fazit zusammengefasst werden. In der Medienbox stehen hierzu Reflexionsbögen und Reflexionsfragen bereit, welche den Prozess in dieser Phase unterstützen können.

Wie zuvor bereits erläutert ist es wichtig, die erworbenen oder noch zu erwerbenden Kompetenzen hinsichtlich der miTAS-App Anwendung zu reflektieren, um eine strategische Zielplanung zu ermöglichen und den Lernerfolg der Anwendenden zu überprüfen. In dem pädagogisch-didaktischen Konzept sind solche Reflexionen nach jeder Lernphase vorgesehen. Eine Ermittlung der Kompetenzen in der ersten Phase soll dazu dienen, den aktuellen Lernstand zu ermitteln und darauf aufbauen Ziele innerhalb dieser Lernphase zu setzen. Am Anfang kann es zum Beispiel das Ziel sein, die Nutzung eines Smartphones oder Tablets im Allgemeinen kennenzulernen, weil hier ein Kompetenzbedarf bei den Teilnehmenden mit Lernschwierigkeiten oder den Lernbegleitenden identifiziert wurde. In der Medienbox findet sich hierfür die KiWi-Checkliste. KiWi steht dabei für K ompetenzen und i ndividuelles W achtum i dentifizieren. Diese Checkliste gibt den Lernenden und Anwendenden eine klare Struktur an die Hand, mit welcher eine Kompetenzermittlung erfolgen kann und wie dieses Vorgehen methodisch und kooperativ umgesetzt werden kann. Anhand eines Formulars können Aufgaben kleinschrittig aufgegliedert werden und Bedarfe in den jeweiligen Schritten identifiziert und reflektiert werden. Zusätzlich bietet die Checkliste eine kleine Methodenauswahl, mit welcher diese Checkliste angewandt werden kann. Es wird zum Beispiel dazu angeregt, kleine Videos von einem Arbeitsschritt zu drehen und sich diese dann gemeinsam oder in kleinen Gruppen anzuschauen und zu ermitteln, wo Bedarfe bestehen können. Der Arbeitsschritt kann von Lernbegleitenden, Teilnehmenden mit Lernschwierigkeiten oder anderen Personen vorgeführt werden. Neben dem Videodreh finden sich in der Checkliste weitere Anregungen für eine gemeinsame Reflexion der Kompetenzen.

Die Phase der Implementierung geht wieder einen Schritt zurück vom Einzelnen hin zur Institution, die die miTAS-App zunächst eingeführt hat. Anhand der bislang erhobenen Ergebnisse aus den einzelnen Rückmeldungen und Kompetenzmessungen ergibt sich für die Institution ein Gesamtbild, aus dem sich der pädagogische Nutzen ableitet, der sich durch den Einsatz der miTAS-App eingestellt hat. Die Institution hat so eine fundierte Entscheidungsgrundlage für die feste Verankerung der App im eigenen pädagogisch-didaktischen Kontext. Die Phase der Implementierung umfasst also die Adaption der App als festen Bestandteil eigener didaktischer und medialer Modelle und schließt auch eine Anpassung an die eigenen Bedürfnisse der Institution mit ein.